Indoor Regenbogen oder farbige Verschlussvielfalt

 

„Wenn alles klappt, ist ein Mobile ein Stück Poesie, das vor Lebensfreude tanzt und überrascht“       
Alexander Calder

Eine besondere Ruhe strahlt das Mobile aus. Die feine Balance, in der sich die einzelnen Teile befinden. Jedes Element auf seiner Bahn, manchmal scheinbar auf Kollisionskurs, um dann doch kurz vorher zu stoppen oder die Richtung zu ändern. Die Leichtigkeit, mit der der kleinste Lufthauch Bewegung erzeugt, die sich im Mobile fortpflanzt. Wird es durch stärkere Winde richtig in Schwung gebracht, wird man förmlich mitgerissen in einen Strudel aus Drehungen und Farben, ein rotierender Regenbogen.

Der Regenbogen, die ersten Sonnenstrahlen während noch die letzten Tropfen vom Himmel fallen, ein kurzer, vergänglicher Moment der Schönheit und Freude, verzaubert er jeden Ort und lässt uns kurz innehalten.

Hier ist es ein Besonderer, ein Regenbogen aus Deckeln und Verschlüssen. Dinge, die wir täglich in die Hände nehmen, selbstverständlich, unbeachtet. Die Funktion nehmen wir war (etwas öffnen oder verschließen), nicht aber das Objekt, seine Farbe oder Form. Die knapp 800 Deckel des Mobiles sind dabei nur ein winziger Ausschnitt aus der Vielzahl der heute verwendeten Verschlüsse. Sie sind Ergebnis unserer seit Jahren dauernden Sammeltätigkeit. Deckel aus eigener Nutzung, von Freunden überlassen, beim seltenen Blick in Mülleimer entdeckt oder (zum größten Teil!) Fundstücke auf unseren täglichen Wegen durch Köln. Auf Bürgersteigen, am Straßenrand, in Parks und am Rheinufer, an Baumscheiden und Grünstreifen jeder Art; hat man sie einmal im Focus, entdeckt man sie faktisch überall. Nach kurzer, oftmals einmaliger Nutzung (Öffnen einer Verpackung) werden sie achtlos weggeworfen und tragen zur Vermüllung unserer Umwelt bei. Dazu muss man wissen, dass die Kunststoffe extrem langlebig sind. Durch Licht und Witterung in kleinste Teile zerfallen, geraten sie in die Nahrungsketten der Lebewesen. In der irrigen Annahme, es wäre essbar, verschlucken viele Tiere die Kunststoffteile, können sie aber nicht verdauen und oftmals auch nicht mehr ausscheiden. So sammelt sich immer mehr Plastik im Magen und Darm an und letzt endlich verhungern sie mit vollem Magen, einer der zahlreichen Kollateralschäden unserer auf Kurzlebigkeit und Verschwendung aufgebauten Konsumwelt.

So soll unser Mobile nicht nur durch Poesie, durch Farbe und Bewegung erfreuen, sondern auch anregen über das eigene Konsumieren und Wegwerfen nachzudenken. Wie viele Deckel brauchen wir wirklich?

 

Die Arbeit ist während der regulären Öffnungszeiten von Montag  bis  Freitags zwischen 08:30 und – 12:00 Uhr im Treppenhaus des Finanzamt Köln-Nord, Inneren Kanalstraße 214 zu bewundern.

Presse

novum, World of Grafic Design, Ausgabe 12 / 09

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